FilmFest Spezial - Arthouse Filmmagazin
Ausgabe Dezember 2023
FilmFestSpezial stellt u. a. den neuen Wim Wenders-Film und das Biopic über Edvard Munch vor und berichtet vom Internationalen Filmfest Braunschweig.
In dem Langfilmdebüt FALLING INTO PLACE von Aylin Tezel treffen Kira und Ian an der schottischen Westküste zufällig aufeinander. Beide müssen Abstand zu ihrer Vergangenheit finden und spüren sofort eine tiefe Verbundenheit zueinander. Obwohl sie sich dann wieder aus den Augen verlieren, kehren sie beide nach London zurück, ohne zu wissen, dass sie in der gleichen Stadt leben. Beide müssen lernen aufzuhören, vor sich selbst wegzulaufen, bevor sie wieder zueinander finden können.
Mit PERFECT DAYS beweist Regiegröße Wim Wenders sein Können auch im fortgeschrittenen Alter. Sein untypischer Held Hirayama reinigt öffentliche Toiletten in Tokio. Er scheint mit seinem einfachen, zurückgezogenen Leben vollauf zufrieden zu sein und widmet sich in seiner Freizeit seinen Pflanzen, Büchern und der Musik. Eine herzerwärmende Liebeserklärung an die Schönheit des Alltags.
Das Internationale Filmfest Braunschweig jährt sich dieses Jahr zum 37. Mal. Zum allerersten Mal sind in der studentischen Filmsektion auch andere Filmuniversitäten und -hochschulen aus Niedersachsen eingeladen als die Hochschule der bildenden Künste in Braunschweig. Jonas Helmerichs beleuchtet das Festival aus der Perspektive der Hildesheimer Studierenden. Für junge Filmschaffende bietet außerdem das up-and-coming in Hannover bereits in der 17. Ausgabe eine Plattform. Neben 77 Filmen aus aller Welt gibt es in zahlreichen Workshops und Panels die Möglichkeit zu netzwerken und zu lernen.
Der norwegische Regisseur Henrik Martin Dahlsbakken wählt für sein Biopic MUNCH einen ungewöhnlichen Weg. Vier Lebensabschnitte von unterschiedlichen Autoren geschrieben werden in ihren mitunter sehr eigene Erzähl- und Filmsprachen, in einem Kaleidoskop vereint, dass sich mehr für den psychisch leidenden und freisinnigen Künstler Edvard Munch interessiert als für dessen kunstgeschichtliche Einordnung.
Neben einer fulminanten Kamera, zeichnet dieses britische Drama mit dem bewusst mehrdeutig gewählten Titel HOW TO HAVE SEX eine intensive Vorrecherche und ein sorgfältiges Casting aus. Und dass ist bedeutsam für diese Geschichte um drei Teenagerinnen auf Partyurlaub, die Spass und Sex haben wollen. Aber der Film ist kein Highschool-Komödie, sondern thematisiert sehr fein die lähmende Sprachlosigkeit über Einvernehmlichkeit beim Sex.
Weiterhin in der Sendung sind Kurzkritiken zu diesen Kinostarts:
Der “ernste” Animationsfilm DIE SIRENE erzählt die Überlebensgeschichte des 14jährigen Omid im ersten Golfkrieg 1980. Weil Heiligabend keine Kinder kommen, lädt sich das Ehepaar Barand im französischen FAST PERFEKTE WEIHNACHTEN zwei Damen aus dem Seniorenheim ein, die sich als recht eigenwillige Gäste entpuppen.
Das französische Coming-of-Age-Drama STERNE ZUM DESSERT erzählt die wahre Geschichte von Yazid Ichemrahen, der sich aus schwierigen sozialen Verhältnissen zum gefragte Sterne-Patissier hochgearbeitet hat.
Der deutsche Dokumentarfilm LIFE IS NOT A COMPETITION, BUT I’M WINNING befasst sich mit der strukturellen Ausgrenzung transgeschlechtlicher Menschen im Leistungsport.
Außerdem startet im Heimkino das intensive Dreiecks-Beziehungs-Drama PASSAGES mit Franz Rogowski und das polnische Coming-Out-Drama ELEFANT.