Homezone | Satiremagazin | Folge 65
Folge 65
So funktioniert Populismus: Populisten suchen sich gerne ein Thema aus, mit dem sie Leute auf den Buchsbaum bringen können. Auf die Palme, mein ich. Und setzen das Thema so oft, dass sich dann alle mit beschäftigen und auf den Zug aufspringen. Was mit Zügen nicht schwer ist, denn die stehen ja meistens an irgendeiner Baustelle. -Die AFD hetzt die Leute damit auf, dass sie behauptet, irgendwas solle verboten werden oder die Leute sollen zu irgendwas gezwungen werden. Was oft gar nicht stimmt. Parteien wie die CSU oder Wagenknecht nehmen diese Themen dann auch noch auf, in dem Gedanken, dass das anscheinend eine Rolle spielt und sie jetzt zeigen können, dass sie sich ja darum kümmern. -Potentielle Wähler der AfD denken sich dann, schau an, das Thema scheint ja wirklich wichtig zu sein und die AfD hat zuerst darauf aufmerksam gemacht. So läuft es auch bei Trump, der ständig irgendwas behauptet, bis man denkt, da muss ja was dran sein. Im Internet verselbstständigt sich das sofort, wenn es ein Gerücht gibt. Dann schreiben ganz viele etwas dazu und wollen sich dagegen wehren. Und es wird vergessen, dass das Problem in Wahrheit vielleicht gar keines war. -Ein Historiker sieht durch TikTok Verschwörungsideologien auf dem Vormarsch und warnt vor den Gefahren für unser Geschichtsbild, schreibt der Spiegel. Schon die Europawahl ging bei den jungen Wählern deutlich anders aus, als es ohne das Netzwerk gewesen wäre, das vor allem von Jugendlichen genutzt wird – und zwar von fast allen. -Extremisten wie AfD-Abgeordnete erzählen dort die Geschichte so, wie sie in ihr Weltbild passt, ohne Rücksicht auf Tatsachen, und hetzen Menschen gegeneinander auf. Andere Parteien entdecken erst langsam TikTok. Aber es macht einen Unterschied, ob man moralisch genug ist, sich so halbwegs an Wahrheiten zu halten oder die Realität sowieso leugnet und alles tut, um an die Macht zu kommen. -Auch im US-Wahlkampf wird TikTok ordentlich seine Spuren hinterlassen und kann sogar die Wahl entscheiden. Und zwar vor allem mit Verschwörungstheorien und erfundenen Tatsachen. Kein Wunder, dass Donald Trump nun auch bei TikTok ist und nicht nur auf seinem eigenen unsozialen Hetzwerk. -Die Bundeswehr will übrigens auch bald auf TikTok Rekruten rekrutieren. Klar, Kriege laufen schon lange auch über Falschnachrichten im Internet – und Politik halt auch. Viele AfD-Wähler bezeichnen sich ja nicht als Nazis, aber sobald irgendwo das Wort „Nazi“ steht, fühlen sie sich persönlich gemeint und angegriffen. -Es gibt unzählige Möglichkeiten, Protest zu wählen, wenn man mit der Politik nicht einverstanden ist. Man kann z.B. den Stimmzettel ungültig machen, kann kleine Parteien wählen, um die Großen zu ärgern. Also die FDP oder so. Parteien, die eh nicht mehr in den Bundestag kommen. -Als Hitler demokratisch gewählt wurde, brauchte er nur ein paar Wochen, um einen Ausnahmezustand auszurufen und die Rechte der Bevölkerung abzuschaffen. Auf einen Schlag lebten die Menschen in einer Diktatur. Und da er keine freie Presse zuließ, glaubten sogar die meisten, dass Hitler der Erlöser ist. Heute wissen wir es doch so viel besser!